Jetzt im November findet im Raum München das Bachfest 2025 zum diesjährigen Bachjubiläum (340. Geburtstag/275 Todestag) statt. Auch die evang. Trinitatis-Gemeinde Oberschleißheim wollte dazu einen Beitrag leisten und organisierte unter Leitung von Ursula Kaupert (Kirchenmusikerin der Trinitatis-Gemeinde) für Sonntag, den 09. November eine Aufführung der Kaffee-Kantate des großen Meisters. Und das Konzert fand in einem richtig passenden Rahmen nachmittags nach einem fröhlichen Kaffeeklatsch statt! Eine Stunde vor dem eigentlichen Konzertbeginn wurde im Gemeindehaus Kaffee und Kuchen an einer edel und stimmungsvoll gedeckten Tafel serviert. Dass sich an diesem Nachmittag alles um das Thema „Kaffee“ drehen wird, war nicht zu übersehen: Schälchen mit Kaffeebohnen standen zur Dekoration auf den Tischen. An den Wänden hingen Plakate mit Abbildungen von allerhand Dingen, die mit Kaffee in Verbindung standen. Sogar in der Kirche gab es einen Tisch neben dem Altar mit edlem Kaffeegeschirr bestückt, eine wichtige Requisite während der Kaffeekantate. Ja, das Publikum war bestens eingestimmt auf das Konzert, in dem neben der Kaffeekantate noch ein Konzert für Flöte, Streicher und Basso Continuo nach der Flötensonate in A-Dur BWV 1032 (Komponist natürlich ebenfalls Bach) zu Gehör gebracht wurde.
Das Flötenkonzert stellte einen würdigen Auftakt für das Konzert-Highlight, die Kaffeekantate, dar – eine Kantate ganz ohne Chor, dafür mit einer Solistin (Doris Rohe, Sopran) und zwei Solisten (Martin Danes, Bass und Wolfgang Antesberger, Tenor). Rohe sang die Tochter Lieschen, die Kaffee über alles liebt und einer Tasse Kaffee nie widerstehen kann, was ihren Vater Schlendrian (gesungen von Danes) schrecklich erzürnte. Antesberger sang den Erzähler, eine Art Moderator beim heftigen Streit zwischen Vater und Tochter. Vater Schlendrian war richtig außer sich über das Verhalten seiner widerspenstigen Tochter, die immer wieder zu dem gedeckten Tisch neben dem Altar ging, um sich ein Schlückchen Kaffee zu gönnen. Kein Gezeter, keine Drohung – Danes verdrehte die Augen, fuchtelte wild und wollte richtiggehend wüten – beeindruckten Lieschen, die dem Kaffee so verfallen war, dass sie einen echten Lobgesang auf das edle Getränk intonierte. Letztendlich gab Schlendrian auf – zum Glück für Lieschen und auch für ihn selbst. Vor lauter Aufregung hätte er womöglich noch einen Herzinfarkt bekommen! Es kam zu einem versöhnlichen Terzett als harmonisches Ende. Alles in allem ein köstlicher Hörgenuss! Niemand hätte dem Altmeister Bach diesen musikalischen Humor zugetraut, der so ganz anders daherkommt als seine geistigen Kantaten, die ein Zeugnis seiner tiefen Gläubigkeit darstellen.
Heike Köhler, i.A. der evang. Kirchengemeinde Oberschleißheim